Ein Bier nach dem Sport ist für viele das perfekte Erfrischungsgetränk, ein Glas Wein am Abend sorgt für Beruhigung und die Party am Wochenende ist ja wohl nicht so schlimm, wenn ich die ganze Woche regelmässig Sport gemacht habe. „Alles im grünen Bereich mit Sport und Alkohol!“ – Das ist jedenfalls nicht selten die Meinung von einigen Athletinnen und Athleten des Alltags. Ein Blick auf das Thema könnte sich lohnen.
In der Schweiz trinken 87% der Männer und 77% der Frauen Alkohol (Quelle: BAG).
Zusammen mit Nikotin gilt Alkohol als Suchtmittel Nummer eins. Und eigentlich ist allen bewusst, dass Alkohol ein Rauschmittel und somit ungesund ist. Aber was genau passiert bei Alkoholkonsum im Körper und welche Auswirkungen hat dies auf die Gesundheit?
Wie reagiert der Körper auf Alkohol?
Alkohol wirkt in erster Linie im Gehirn. Er bringt die Kommunikation von Botenstoffen durcheinander und hemmt damit die Signalverarbeitung. Bereits kleine Mengen an Alkohol verbreiten diese Wirkung. Die Einschränkungen nehmen wir allerdings erst richtig wahr, wenn die Alkoholmenge erhöht ist. Je mehr intus wir haben, desto eingeschränkter ist unsere Wahrnehmung und damit auch unser Verhalten auf die Umwelt. Die Reizwahrnehmung wird gehemmt, Nervenzellen sind weniger aktiv, das Ego wird gestärkt und der eigene Körper fühlt sich anders an. So fällt es uns unter Alkoholeinfluss zum Beispiel schwerer, Entfernungen richtig einzuschätzen und die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab.
Neben den Reaktionen im Nervensystem verändert sich auch im Rest des Körpers einiges. Vereinfacht gesagt ist Alkohol für den Körper Gift, bzw. beim Abbau entstehen Gifte. Organe, die für die Reinigung unseres Körpers zuständig sind, laufen auf Hochtouren. Die Leber verändert sich bei regelmässigem Alkoholkonsum. Das giftige Abbauprodukt von Alkohol – Acetaldehyd – entsteht in der Leber und schadet dort den Zellen. Die Leber reagiert, um sich zu schützen. Sie lagert Fett ein und vergrössert sich aufgrund der erhöhten Beanspruchung – die Fettleber entsteht.
Alkohol und Sport
Obige Reaktionen treten auf, wenn Alkohol konsumiert wird. Einige Reaktionen davon zeigen auf, weshalb sich Alkohol und Sport nicht vertragen. Beim nächsten Skitag vor der letzten Abfahrt vielleicht also besser auf den Glühwein verzichten.
Alkohol hat aber auch dann eine schwierige Beziehung zum Sport, wenn er nicht vor oder während einer Aktivität getrunken wird. Dass die Regeneration verschlechtert wird ist kein Märchen, sondern ein einfach zu erklärender Prozess. Alkohol entzieht dem Körper Wasser. Dies hat zur Folge, dass die notwendige Nähr- und Mineralstoffversorgung der Muskulatur vermindert wird. Durch Alkoholkonsum steigt der Stresshormonspiegel Cortisol – der Gegenspieler des Testosterons. Cortisol führt zu Muskelabbau und hemmt den Abbau von Fettgewebe. Also schlechte News für alle, die ihre Leistung oder ihre Figur verbessern möchten.
Trainings nach Alkoholkonsum – auch erst am Tag danach – können gefährlich werden. Der Körper ist stoffwechselbedingt kaum in der Lage, den Trainingsreiz zu verarbeiten. Durch die dehydrierende Wirkung von Alkohol fehlen dem Körper wichtige Mineralstoffe – Krämpfe und Verletzungen sind wahrscheinlicher.
Alkoholkonsum nach Trainings ist ebenso kontraproduktiv. Bereits ein alkoholisches Getränk nach dem Sport reicht aus und der Körper ist nur noch mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt. Die notwendigen Regenerationsprozesse des Körpers fallen aus oder werden stark verlangsamt. Wenn wir Alkohol zu uns nehmen, priorisiert der Körper immer den Alkoholabbau.
Ein weiterer Faktor, weshalb Alkohol die sportliche Performance nach unten schraubt, ist der Einfluss auf die Schlafqualität. Sie leidet ebenfalls unter dem Alkoholkonsum. Das Einschlafen fällt zwar oft leicht, aber der Schlaf ist unruhig. Nächtliches Aufwachen tritt häufiger auf und die Tiefschlafphasen sind qualitativ schlechter, da der Körper immer noch mit der Promillereduktion beschäftigt ist. Dass ohne hochwertigen Schlaf keine Glanzleistung zu erwarten sind, ist wohl allen klar!
Abgesehen von den schädlichen oder hemmenden Prozessen im Körper enthalten alkoholische Getränke immer viel Zucker und damit auch Kalorien. Zucker und reduzierte Körperfunktionen machen Alkohol zum „Dickmacher“. Statt Zuckerabbau steht erst einmal Alkoholabbau im Fokus und der in alkoholischen Getränken enthaltene Zucker wird direkt in den Fettzellen gespeichert.
Fazit ist also, dass der Konsum von Alkohol vor, während oder nach dem Sport Trainingseffekte mindert und den Körper überlastet. Vielleicht lohnt es sich also, bei der nächsten Bestellung nochmals kurz innezuhalten und zu überlegen, welche Getränkewahl nun getroffen wird.
Alkohol und Psyche
Auch wenn wir wissen, dass Alkohol nicht ganz zu Unrecht als Zellgift bezeichnet wird, konsumieren wir es dennoch gerne und zum Teil in grossen Mengen. Das hat damit zu tun, dass der Konsum das Belohnungssystem anspricht.
Unser Gehirn merkt sich, wie Alkoholkonsum in einer bestimmten Situation, zum Beispiel entspannend, gewirkt hat. Werden wir an diese Situation erinnert oder erleben wir sie, wird das Verlangen nach Alkohol und dessen Wirkung erneut ausgelöst. Diese Konditionierung führt, wie bei anderen Mitteln auch, im schlimmsten Fall zu einer Sucht.
Ist der Alkoholkonsum täglich, erleben wir Wirkungen wie Konzentrationsschwäche oder Aufmerksamkeitsdefizite nicht nur im Rausch, sondern dauerhaft. Beim Konsum treten die Probleme aufgrund des Alkoholpegels auf, beim Entzug ist es aufgrund des Mangels. Es kommt zu Nervenschädigungen, welche sich auf unser Gedächtnis auswirken und zu Empfindungsstörungen bis hin zu Bewegungseinschränkungen führen können.
Bei Alkoholproblemen kommen oft auch psychische Störungen wie Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen hinzu. Sie können dabei die Folge des Alkoholkonsums sein oder aber durch diesen verstärkt werden. Hier verlassen wir deutlich den Bezug zum Sport und andere Fachstellen sind die besseren Ansprechpersonen.